Donnerstag, 21. Februar 2019
Ein neues Kapitel auf der langen Reise beginnt...
Es sind nun gut 4 Monate vergangen seit der Einweisung in die geschützte Station einer psychatrischen Klinik.
Nach dem Übergang in eine offene Station und unzähligen Untersuchungen die folgten, sehe ich uns zum momentanen Zeitpunkt auf der Stelle tretend und wenig weiter fortgekommen, als am Anfang.
Es schien mir logisch und notwendig, zunächst den Aktutzustand zu regulieren und medikamentös niederzukämpfen, um jegliche Gefahr an Leib und Leben auszuschließen. Auch das scheinbar langwierige Einstellen auf eine geeignete Medikation, die längerfristig helfen soll, ist einleuchtend. Was mir allerdings befremdlich erscheint, ist die Tatsache, dass nach endlosen Wochen dieses Prozederes mit regelmäßigen Blutkontrollen plötzlich eine völlig neue Sichtweise der Problematik auf den Tisch kam. Stellte man nun in Frage, ob evtl. aufgrund von speziellen Blutwerten möglicherweise ein versteckter körperlicher Defizit in Form einer Autoimmunerkrankung Auslöser der psychischen Symptome sein könnte.
Kämpft der eigene Körper stetig gegen irgendetwas und schwächt dadurch die Psyche? Eine komplett neue und uns bis dato unbekannte Eventualität.
Es folgten also verschiedenste Diagnostiken und Untersuchungen im neurologischen bis hin zu internistischem Bereich. Zuletzt die Entlassung aus der stationären Psychatrie und stationäre Einweisung in die Uniklinik, um eine spezielle Untersuchung durchführen zu lassen. Dies zog einen 3tägigen Klinikaufenthalt nach sich, bis heute 3 Wochen danach, gibt es jedoch noch keinen Befund/Bericht.
Angedacht war es, im Falle einer Ursachenfindung eine entsprechende Behandlung anzusetzen, um so eine Autoimmunerkrankung in den Griff zu bekommen. Das Übel an der Wurzel packen und behandeln, anstatt die psychischen Auswirkungen hatte der Stationsarzt der Psychatrie noch erläutert, dann erledigt sich manches oft von selbst.... auch für den Laien verständlich irgendwie.
Leider tat sich aber nichts im Sinne von gar nichts.
Der Patient weiss nicht mal, wie es weiter gehen soll.
Also wieder hinterher telefonieren und fragen, fragen, fragen. Stationär wäre für ihn nicht mehr erforderlich, er solle sich doch im Bedarfsfall um einen Platz in der psychatirischen Tagesklinik bemühen. Gesagt, getan mit dem Resultat 6-8 Wochen (!) Wartezeit. Es ist halt ein kleiner aber feiner Unterschied, ob man von Station dort hin geschickt wird, oder sich wegen der vorangegangenen Entlassungssituation selbst kümmern muss.
Ich kann und will nicht verstehen, warum nicht besser strukturiert und organisiert gearbeitet werden kann, geht es doch um Menschen, die ohnehin momentane Schwierigkeiten haben, ihr Leben zu ordnen. Warum ist man hier auf so viel Eigeninitiative angewiesen?
Man wird mit einer Medikation entlassen, die noch lange nicht optimiert ist und die 'Übergangsweise' der Hausarzt aufschreiben muss, Blutuntersuchungen finden wochenlang nicht statt und auch der Hausarzt hat hierüber offensichtlich keine Order bekommen, zumindest wurde es nicht besprochen.
Ein Befund, der möglicherweise eine wichtige Medikamentenumstellung nach sich ziehen würde, liegt nach 3 Wochen noch nicht vor.
Ich habe das Gefühl, es ist nicht nur ein sehr langer, sondern von Seiten der Klinik auch ein teilweise sehr einsamer Weg.....

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Montag, 31. Dezember 2018
Viele bunte Pillchen
Heute war so ein Tag, an dem ich mir so meine Gedanken über die unterschiedlichen Medikationen gemacht habe.
Es ist für mich durchaus nachvollziehbar und erscheint notwendig, dass jemand, der mit suizidalen Gedanken in eine Klinik eingeliefert wird erst einmal zum Selbstschutz entsprechend mit adäquaten Medikamenten behandelt wird, keine Frage.
Auf lange Sicht soll therapeutisch gesehen ein gewisser Stimmungslevel erreicht werden, auch gut und verständlich.
Was ich allerdings bei all diesem Vorgehen nicht verstehe, ist die Tatsache, dass ich in nun mehr fast 3 Monaten von meinem Partner noch nicht ein einziges Mal davon hörte, dass es irgendwelche begleitenden Gespräche gegeben hätte.
Ich bin nun weiss Gott kein Fachmann, aber für mein Verständnis bezgl. dieses Krankheitsbildes ist doch diese Medikamentengabe nur eine Hilfe zur Selbsthilfe. Nach meinem Empfinden muss sich ein Betroffener doch in Teilen seines Lebens völlig neu orientieren und erfinden, reseten quasi.
Verlässt man nicht den einen oder anderen alten Pfad, wie soll da die beste Pille helfen, die ja ohnehin mal ganz zuversichtlich gedacht, in ferner Zukunft vielleicht gar nicht mehr nötig ist.
Mir fehlt der wichtigste Ansatz überhaupt, das Überdenken und Aufarbeiten der Lebenseinstellung.
Es ist das, was für mich Dreh- und Angelpunkt der ganzen Geschichte ist.
Es wird ja noch eine Kur bzw. Reha folgen und ich hoffe, dass dort dann diese Aufarbeitung stattfindet.

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Freitag, 28. Dezember 2018
Wenn lachen was Besonderes wird...
Ich möchte als Partner eines depressiven Menschen hier einige Gedanken und Erfahrungen niederschreiben....einfach, weil es der Seele gut tut.
Es ist abstrakt, es ist schleichend und vor allem, man hat unter Umständen noch nicht einmal die Chance, es zu erkennen.
Der Tag, als mein Mann bei unserem Hausarzt neben mir saß, und um Einweisung in eine psychatrische Klinik bat, da er suizidale Gedanken nicht mehr kontrollieren könne, zog mir den Boden unter den Füßen weg.
Alles ging rasant schnell...Einweisung und sofortige Fahrt in die Klinik, Unterbringung auf einer geschützten Station.
Es war überrumpelnd, neu, völlig strange und zunächst auch beängstigend. Aber nicht, wie vermutet, Gummizellen, Zwangsjacken und sabbernde Individuen, auf einer Fahrt von ca. 40 Kilometern hat man ja Zeit für jede Menge wildester Horrorvorstellungen.
Ich sah Menschen, wie du und ich ohne erkennbaren Fehler.
In den kommenden Tagen und Wochen fuhr ich nun annähernd täglich in die Klinik. Ich lernte die Patienten der Station kennen, lernte etwas darüber, was Medikamente mit der Psyche von Menschen anstellen können und vieles mehr, was mir zuvor verborgen war.
Ich sah Menschen, die es für mich offensichtlich noch viel schlimmer getroffen hatte, als meinen Partner und ich war gewillt und bemüht, offen und zuversichtlich mit dieser neuen Situation umzugehen.
Es folgten unzählige Gesundheitschecks und immer wieder neue Medikationen. Ein konstanter level müsse erreicht werden, so das erklärte Ziel.
Ich habe begleitet, versucht stets bestmöglich zu verstehen und meinen Alltag notwendigerweise umstrukturiert. Besuche nach Hause folgten ersten gemeinsamen Ausflügen in die Stadt, zunächst nur tageweise, inzwischen mit einer genehmigten therapeutischen Übernachtung. Es tut gut, mir gut, aber wie ist es mit dem Partner? Will er es wirklich, oder mir zum Gefallen? Zweifel kommen, wieder loslassen fällt schwer, wenn er zurück muss. Es gibt ups and downs, sie sind nicht vorherseh- oder steuerbar.
Wie sicher ist seine neue Welt in der Klinik für ihn und wie bedrohlich noch immer die hier draußen?
Es kommen die Momente meiner Resignation, Hilflosigkeit macht sich breit, Zweifel, dies alles schaffen zu können...und ganz manchmal auch zu wollen und dann weiss ich, dass der Punkt erreicht ist, wo ich auf mich aufpassen und alles ganz klar betrachten muss.
Ich möchte nicht irgendwann in seinen Schuhen stecken, nur weil es mir meine ausgezogen hat.

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